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Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Phengaris teleius (Syn.: Maculinea t.) und Phengaris nausithous (Syn.: Maculinea n.)

Helle und Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläulinge sind beides selten gewordene Tagfalter-Arten, welche in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie als Europarechtlich streng geschützt und in Österreich als gefährdet (VU) gelten.

Die blau-schwarzen und braunen Tagfalter fliegen regional unterschiedlich ab Ende Juni (Heller W.-AB.) bzw. ab Anfang Juli (Dunkler W.-AB.). Mit 28 bis 33 Millimetern Flügelspannweite gehören sie zu den eher größeren Bläulingen. Gut zu erkennen sind sie an ihrem schwarzbraunen Rand, der das schillernde Blau auf den Flügeloberseiten (FOS) umgibt – und an den schwarzen Striche-Flecken-Reihen darin. Die Unterseite der Flügel ist grau-braun mit zwei Reihen schwarzer Punkte (Heller W.-AB.) bzw. mokka-braun mit einer Reihe (Dunkler W.-AB.). Das Dunkle-W.-AB.-Weibchen ist gänzlich, also oben und unten mokkabraun.  

Dunkler Wiesenknopf Ameisenbläuling  
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Doppelgänger

Der ansonsten ähnlich gefärbte, größte (bis 42 mm) Schwarzflecken-, Quendel- oder Thymian-Ameisenbläuling (P. arion) wurde seit 23 Jahren, also zuletzt 2001 im Burgenland nicht mehr gefunden, sodass er im Burgenland als ausgestorben gilt.
(Quelle: Höttinger H. (2015): Artenschutzprogramm Tagfalter im Burgenland – Schwerpunkt Europaschutzgebiete. – Naturschutzbund Burgenland, Eisenstadt. 40 S)

Der Lungenenzian-Ameisenbläuling oder Kleine Moorbläuling (P. alcon) ist etwas kleiner, kommt nur bis 800 m vor und bevorzugt wie die Wiesenknopf-A.B. feuchte Lebensräume. Er hat an der FOS keine Strich-Flecken und nur einen feinen schwarzbraunen Rand. Die gänzlich braunen Weibchen ähneln denen der Dunklen W.-AB., haben aber eine deutlich hellere graubraune FUS. Die Raupen-Futterpflanzen sind Lungen- und Schwalbenwurz-Enzian.

Heller Wiesenknopf Ameisenbläuling
Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Lebensweise und Vorkommen

Alle in Österreich vorkommenden Ameisenbläuling-Arten lassen sich als Raupen, nachdem sie sich auf den jeweiligen Futterpflanzen angefressen und bereits ein paar Mal gehäutet haben, von den Pflanzen auf den Boden fallen, und werden dann von je nach Art spezifischen Ameisen-Arten in deren Ameisenhügel getragen. Dies geschieht mittels einer chemischen Duftstoff-Mimikry, also der Täuschung der Ameisen, welche die Raupen für verlorengegangene Ameisen-Larven ihrer eigenen Art halten. Dieser myrmecophile (=an Ameisen gebundene) Sozialparasitismus geht so weit, dass die Bläulingsraupen im Ameisenbau sowohl gefüttert werden als auch sich von der Ameisenbrut ernähren.

Beide Wiesenknopf-Ameisenbläuling sind auf die ebenfalls selten gewordenen Feuchtwiesen, feuchte Hochstaudenfluren oder (wechsel-)feuchte Glatthafer-Wiesen mit einem Vorkommen des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) angewiesen. Der Helle W.-AB. ist dabei zusätzlich an die Trockenrasen-Knotenameise (Myrmica scabrinodis) gebunden, während die Dunkle W.-AB. vor allem die Rote Gartenameise und andere Knotenameisen (vornehmlich Myrmica rubra, daneben M. scabrinodis und M.ruginodis) für ihren Lebenszyklus benötigt.

Dunkler Wiesenknopf Ameisenbläuling Balz
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling - Balz

Die jungen Raupen haben einige Tricks auf Lager, um das "Adoptionsritual" zu ihrem Gunsten ausfallen zu lassen: Sie verfügen über Honigduftdrüsen und Honigdrüsen, die für Ameisen attraktiv sind. Außerdem scheinen die Raupen einen Duft zu produzieren, der die Ameisen besänftigt und ihr Interesse weckt. Vermutlich imitiert er den Duft der Ameisenbrut. Um die Täuschung perfekt zu machen, krümmt die asselförmige Raupe ihren Körper S-förmig und bläht ihre vorderen Körpersegmente auf, sodass ihre Gestalt der einer Ameisenlarve ähnelt.

Die Raupen der Ameisenbläulinge überwintern im Ameisenbau und verpuppen sich auch dort im Frühjahr. Sobald der junge Falter im späten Frühjahr aus der Puppe schlüpft, muss er rasch aus Bau heraus, da als Falter seine Tarnung „auffliegt“ und er selbst als potenzielles Futter für die Ameisen gilt. Als Schutz gegen die Attacken der Ameisen ist der ganze Körper der Falter mit wolligen Schuppen bedeckt, die in den Kiefern der Angreifer zurückbleiben, wenn sie zubeißen. Erst an der Erdoberfläche pumpen die Falter Luft und Flüssigkeit in ihre Flügel, die sich dann strecken und aushärten.

Im Ameisennest der Trockenrasen-Knotenameise findet man in der Regel nur eine Raupe des Hellen W.-AB. Beim Dunklen W.-AB. können es in den Nestern der Roten Gartenameisen bis zu drei Larven sein.

Das steht auf dem Speiseplan

Neben dem primär notwendigen und bevorzugten Großen Wiesenknopf besuchen die Falter zur Nektar-Aufnahme auch Blutweiderich (Lythrum salicaria), Heil-Ziest (Stachys officinalis), Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) und Vogel-Wicke (Vicia cracca).

Heller Wiesenknopf Ameisenbläuling Oberseite
Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling - Oberseite